Traditionsverein zieht die erste Mannschaft schon vor Saisonstart aus der Kreisliga zurück – Nur noch eine Herrenmannschaft
Nach dem sportlichen Abstieg aus der Bezirksliga wird der TV Langen seine erste Mannschaft noch vor Saisonstart aus der Kreisliga zurückziehen und steht damit bereits als erster von drei Absteigern fest.
Viele Spieler haben den Verein – trotz vorheriger Zusage für die kommende Saison – verlassen, feststehende Neuzugänge haben ihre Zusage daraufhin zurückgezogen: keine Spieler, keine Mannschaft, keine Zukunft in der Kreisliga. Doch ein Aufgeben kommt für die Verantwortlichen nicht in Frage. Mit dem TV Langen II, Meister der 2. Kreisklasse II und Aufsteiger in die 1. Kreisklasse, möchte der Verein nach einem schwierigen Jahr nun wieder ruhiges Fahrwasser ansteuern und den Neustart wagen.
Die Scherben sind zusammengekehrt: „Es ist kaum noch jemand von der alten Mannschaft da“, erklärt Mario Reichow, Vorsitzender der Langener Fußballabteilung, der genau wie Trainer Roman Opalka zuletzt nur noch tatenlos zuschauen konnte, wie die Spieler das „sinkende Schiff“ verlassen haben. Schon früh war klar, dass Jonah Fahlbusch, Christopher Döscher und Gianluca Tulke nicht bleiben würden. Sie haben sich dem Bremenligisten LTS Bremerhaven angeschlossen. Bei vielen anderen kam der Wechselwunsch kurzfristig und überraschend.
„Team wäre für die Kreisliga gut aufgestellt gewesen“
„Als sich diese Entwicklung im Laufe des Junis abgezeichnet hat, haben dann auch einige mögliche Nezugänge, die bei uns für die kommende Saison im Wort standen, ihre Zusage zurückgezogen“, sagt Reichow. Er kann es verstehen. Bitter ist es trotzdem. „Mit den alten Spielern, die uns ihre Zusage für die erste Mannschaft gegeben haben, und den Neuzugängen hätten wir in der Kreisliga eine sehr gute Rolle spielen können. Der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksliga war unser Ziel“, lässt der Abteilungsleiter wissen. Nun kommt alles anders.
„Wir haben den Spielausschuss so früh wie möglich darüber informiert, dass es bei uns für die kommende Kreisliga-Saison eng werden könnte. Wir hätten uns gefreut, wenn für uns noch einer der beiden Kreisklassen-Vizemeister Wehden/Debstedt oder Basbeck-Osten hätte aufsteigen können. Leider war das nicht mehr möglich“, erläutert Reichow. Regeltechnisch wird der TV Langen I nun als erster von drei Absteigern der Saison 2019/20 geführt, wie Martin Nolting, Vorsitzender des Spielausschusses im NFV-Kreis Cuxhaven, bestätigt.
Eine Bezirksliga-Saison zum Vergessen
Die Situation geht nicht spurlos an Reichow vorbei. Das hat er bei seinem Verein, dem er seit Kindesbeinen an treu ist, noch nicht erlebt, das hat er so auch nicht kommen sehen. Aufgeben ist für ihn trotzdem keine Option. „Ich bin gerade erst wiedergewählt worden. Ich kann doch jetzt nicht weglaufen. Gerade jetzt, wenn es schwer ist, muss man doch bleiben und helfen – auch, wenn es eine große Herausforderung ist“, sagt er.
Die letzte Saison war für der erste Herren der Langener zum Vergessen: Kleine oder größere Konflikte zogen sich durch die Spielzeit, die Mannschaft bestand aus zwei Gruppen – die vor der Saison verpflichteten Neuzugänge und die langjährigen Langener. Sie taten sich schwer, zu einem echten Team zu werden. Trainer Andre Visser trat Anfang Februar von seinem Posten zurück. Roman Opalka übernahm. „Ich wusste vorher, dass es im Team rumort, wusste von den Konflikten und Streitereien. Ich hatte gehofft, mit meiner Erfahrung helfen zu können“, sagt der Trainer, der auf viele Stationen im Leistungsfußball zurückblicken kann. Den Umschwung konnte auch er nicht einleiten. Im Gegenteil: Sportlich schlitterte der TV in eine handfeste Krise, gewann nur ein einziges seiner Ligaspiele im Jahr 2019 und rutsche vom 10. auf den 14. Platz ab. Nach fünf bis dahin erfolgreichen Jahren endete das Kapitel Bezirksliga für den TV.
Der TV Langen II, Meister der 2. Kreisklasse II und Aufsteiger in die 1. KK, ist die einzige verbliebene Mannschaft des Traditionsvereins. Foto: Julia Elßel
Der Neustart folgt nun nicht in der Kreisliga – der Sprung wäre für die Zwote des Vereins zu groß gewesen – sondern in der 1. Kreisklasse, ohne große sportliche Ambitionen: „Wir wollen nach nicht ganz einfachen Wochen für alle Beteiligten den Spaß am Fußball wiederfinden“, sagt Reichow. Er richtet den Blick von nun an nur noch nach vorne, setzt seinen Fokus auf die, die da sind – nicht auf die, die gegangen sind.
Auch Roman Opalka bleibt dem TV Langen ein weiteres Jahr treu, bleibt bei seiner Zusage, die eigentlich nicht für die 1. Kreisklasse gedacht war. „Mir ist ein gegebenes Wort wichtig“, erklärt er. Das offizielle Saisonziel für den Aufsteiger, der durch die paar verbliebenen Spieler der ehemaligen Bezirksliga-Mannschaft ergänzt wird, ist der Klassenerhalt. „Vielleicht geht ja auch noch mehr, wenn sich alles zusammengefügt hat“, glaubt der 47-jährige Übungsleiter: „Platz vier bis acht könnte drin sein. Ich möchte gerne das Maximum aus jedem Spieler herausholen. Da freue ich mich drauf.“ Eine Siegesserie zum Anfang, ein guter Teamgeist. Das könne viel Potential freisetzen. Im Fußball sei nichts unmöglich. „Wichtiger is es aber, den TV Langen wieder für Fußballer aus der Region attraktiv zu machen“, sagt Opalka.
Strukturell gut aufgestellt
Er werde seinen Spielerpass wahrscheinlich vom TSV Sievern nach Langen holen, dann nur noch per Zweitspielrecht weiter bei den Sieverner Altherren und Senioren kicken. „Falls Not am Mann ist, möchte ich gerne helfen“, so Opalka. Nach einem für ihn enttäuschenden Trainerjahr (neben dem TV Langen sind noch der OSC Bremerhaven und die OSC-Futsaler aus ihren Ligen abgestiegen, bei denen er zumindest teilweise auch mit zum Trainerteam gehörte) will er jetzt auch für sich persönlich die Kehrtwende schaffen.
Weiter bauen kann der TV Langen für seine verbliebene Herrenmannschaft neben Oplka auch auf Frank Almer, der die Mannschaft seit vielen Jahren anleitet und mit ihr in der vergangenen Saison den Meistertitel in der 2. Kreisklasse feiern konnte. Nico Franetzki bleibt ebenfalls an Bord. Die sportliche Führung ist somit sehr gut aufgestelt.
Und die Infrastruktur stimmt beim TV auch mittlerweile. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel gemacht. An den Plätzen, an den Umkleidekabinen. Die Spieler finden hier nun tolle Bedingungen vor“, sagt Mario Reichow. Zudem hat die zurückgezogene Mannschaft für die Saison 20/21 das Startrecht in der 1. Kreisklasse sicher. Egal, ob das verbliebene Team um Kapitän Christian Meierlein und Torjäger Tobias Kundi auf- oder absteigt oder die Klasse hält: Eine Langener Mannschaft dürfte auf jeden Fall in der 1. Kreisklasse spielen, wie auch Martin Nolting vom Kreisspielausschuss bestätigt.
Mittelfristig, da ist sich Roman Opalka sicher, muss es beim TV Langen wieder nach oben gehen: „Ein Verein wie Langen gehört in eine höhere Liga.“ Der TV, soviel steht fest, wäre nicht der erste Verein, der sich nach einem Sturz wieder berappelt und gestärkt zurückkehrt.
Quelle: Bericht Fupa